Forum
Im April haben wir eine Stellungnahme zur Ausladung von Nancy Fraser von der Albertus Magnus Professur an der Universität zu Köln veröffentlicht, die von über 130 Kolleg:innen unterzeichnet wurde. Sie befindet sich hier verlinkt, ebenso wie hier eine weitere Stellungnahme, unterschrieben von einer Gruppe deutscher Heuss Professor:innen und Dozent:innen.
Das Forum ist der Ort für Diskussionen und Auseinandersetzungen rund um die Themen die die Kritische Theorie in der Gegenwart prägen. In Kooperation mit dem Critical Theory Network stellen wir jedes Jahr 11 Thesen vor, die eine neue Debatte eröffnen. Daneben ist das Forum aber auch für Auseinandersetzungen offen, die sich aus aktuellen Entwicklungen ergeben. In der Rubrik Glossar verhandeln wir Kontroversen rund um Kernbegriffe der Gesellschaftskritik.
Themenvorschläge und Beiträge bitte per E-Mail an philohsc@hu-berlin.de
New debate
11 Theses On Needs
Whether we talk about how to reorganize our ecologically unsustainable way of life, or about the critique of capitalism and its logic that puts profit over people, we make implicit assumptions about needs, especially the needs that the current social order does not meet and does not seem able to meet. Many social movements, too, make needs claims in more or less implicit ways – think of struggles around care work, both paid and unpaid, and how they grew more acute during the pandemic, or struggles around housing and the ways in which a profit-oriented housing market fails to respond to the needs of those who actually live in cities like Berlin. The Critical Theory Network opens a debate on the role of needs for critique and political intervention in our times.
Debates
Welche Gesellschaftstheorie braucht eine kritische Theorie heute?
Braucht es heute noch eine umfassende Gesellschaftstheorie, die den Zusammenhang und die Wechselwirkung der verschiedenen gesellschaftlichen Sphären klärt? Oft genug haben gesellschaftstheoretischen Entwürfe versucht, diese Aufgabe zu bewältigen, indem sie klare Hierarchien und Ableitungsverhältnisse postulierten. Und es war diese Strategie, die Gesellschaftstheorie für viele der neuen sozialen Bewegungen unattraktiv gemacht hat. Heute jedoch steht die Frage nach dem, was die Erb:innen dieser Bewegungen miteinander verbindet oder es zumindest erlaubt, die Konflikte zwischen ihnen auf einer theoretischen Ebene zu bearbeiten. Sollen die vielgestaltigen konkreten Erfahrungen der Ausbeutung, der Diskriminierungen, des Ausschlusses und so weiter nicht auf einen ebenso abstrakten wie politisch wirkungslosen Nenner wie „Leid“ oder „Ungerechtigkeit“ heruntergebrochen werden, muss dann nicht wieder die Stunde von Theorien schlagen, die versprechen die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrem Zusammenhang zu rekonstruieren?