Kritische Perspektiven auf ein Klassisches Konzept
Mit Eigentum wird ein Bündel von sozialen Praktiken bezeichnet, das den Zugang zu begehrten Gütern regelt. Die daraus resultierenden Eigentumsordnungen bestimmen die soziale Ontologie einer Gesellschaft. Wer mit welchen Dingen was tun darf, prägt wesentlich das institutionelle Gefüge einer Gesellschaft und die konkreten Praktiken des sozialen Zusammenlebens. Fragen des Eigentums stehen daher immer wieder im Zentrum der öffentlichen Debatte: Was ist überhaupt Eigentum? Wann sind Besitz- und Eigentumsverhältnisse gerechtfertigt? Wer entscheidet über die vorgängige Grundstruktur der Eigentumsordnung? An diesen Fragen entscheidet sich, was in einer Gesellschaft unter Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verstanden wird.
Gegenwärtig verändern sich die Eigentumspraktiken grundlegend. Die Debatten um geistiges Eigentum, die Patentierung von Genen oder die Kommodifizierung von Trinkwasser machen deutlich, dass das herkömmliche Konzept nicht in der Lage ist, diese Veränderungen zu erfassen. Arbeit am Begriff wird notwendig. Der Workshop „Rethinking Property“ leistet hierzu einen Beitrag, indem er drei Fragen diskutiert. Erstens: In welchem Wechselverhältnis stehen Eigentumspraktiken und philosophischer Begriff? Welche Beziehung besteht zwischen veränderten Eigentumspraktiken wie beispielsweise Sklaverei oder koloniale Landnahme und der philosophischen Reflexion? Zweitens: Welche Rolle kommt dem Begriff des Eigentums in der Sozialphilosophie zu? Welche Bedeutung hat der Begriff für eine allgemeine Gesellschaftsanalyse, beispielsweise bei Jean-Jacques Rousseau, John Locke oder bei John Stuart Mill? Und drittens: Wie müssen wir den Begriff des Eigentums neu denken, um aktuelle Phänomene wie die Commons-Bewegung oder die Share Economy erfassen zu können?
Vortragende sind: Brenna Bhandar (London), Klaus Dörre (Jena), Petra Gümplová (Gießen), Daniel Loick (Frankfurt a.M.), Christian Neuhouser (Dortmund), Robert Nichols (Berlin), Dirk Quadflieg (Frankfurt a.M.).