Der Begriff der Lebensform hat Konjunktur – sowohl in der sozialphilosophischen, als auch in der sozialwissenschaftlichen und ethnologischen Forschung. Er scheint daher prädestiniert, um einen interdisziplinären Dialog über die Lebensweise in unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu führen. Der Workshop lädt daher Vortragende aus Philosophie, Soziologie und Ethnologie ein, gemeinsam über das Thema „Leben im Kapitalismus – Kapitalismus als Lebensform?“ zu diskutieren. Konkret fragt der Workshop danach, inwiefern mit dem Konzept der Lebensform die kapitalistische Lebensweise im 21. Jahrhundert kritisch analysiert und eine emanzipatorische Perspektive gewonnen werden kann. Dementsprechend zentrieren sich Vorträge und Diskussionen um die folgenden drei Fragestellungen:
(1) Wie lässt sich das analytische Potenzial des Lebensformkonzepts schärfen?
Welche philosophische Tradition (Lebensphilosophie, Wittgenstein, Kritische Theorie) kann welchen Beitrag zur analytischen Schärfung des Konzepts beitragen? Wo liegen die spezifischen Stärken bzw. Schwächen des Konzeptes? Gegenüber welchen alternativen Konzepten (z.B. Lebensführung, zoe und bios) lässt sich der Begriff der Lebensform konturieren?
(2) Welche Form der Kritik ermöglicht das Lebensformkonzept?
Inwiefern kann der Begriff der Lebensform dazu beitragen, Missstände und Fehlentwicklungen der kapitalistisch organisierten Gesellschaft zu benennen und zu kritisieren? Welche Form der Kritik wird durch den Begriff der Lebensform möglich? Welche Praxis der Kritik geht mit dem Begriff einher?
(3) Besitzt das Lebensformkonzept ein spezifisches emanzipatorisches Potenzial?
Welches spezifisch emanzipatorische Potenzial besitzt das Lebensformkonzept? Trägt der Begriff der Lebensform in gesonderter Weise dazu bei, alternative Lebensweisen zu beschreiben und in ihrer Widerständigkeit zu stärken?
Der Workshop schließt an die Serie von „Nikolaus-Workshops“ an, die bereits im Dezember 2013 (Markets and Morals) und im Dezember 2014 (Rethinking Property) zu aktuellen wirtschaftsphilosophischen Fragen an der Humboldt Universität zu Berlin durchgeführt wurden.
Vortragende: Federica Gregoratto (St. Gallen), Andrea Vetter (Berlin), Friederike Bahl (Hamburg), Barbara Muraca (Oregon), Francesca Raimondi (Düsseldorf), Tilman Reitz (Jena), Jan Müller (Darmstadt) und Lukas Kübler (Berlin)