Vom 5. bis zum 7. Oktober 2021 diskutierten wir im Rahmen des Global Forums der internationalen Initiative #democratizingwork die Themen der „Demokratisierung“, „Dekommodifizierung“ und „Dekarbonisierung“ der Arbeit auf drei unterschiedlichen Online-Panels mit Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Gewerkschaftler*innen eingehender.
Mit unseren Online Panels knüpften wir an unsere In Context Veranstaltung zur Demokratisierung der Arbeit an, die wir letztes Jahr im November 2020 mit drei der Hauptinitiatorinnen der Initiative #democratizingwork durchgeführt haben. (http://criticaltheoryinberlin.de/event/democratizingwork/) Im Mai letzten Jahres ist #democratizingwork mit einem Aufruf gestartet, der von mehr als 3.000 Wissenschaftler*innen unterzeichnet wurde und die Corona-Pandemie zum Anlass nahm, um eine gerechtere Gestaltung der gegenwärtigen Arbeitswelt zu fordern. Unter den Schlagwörtern der „Demokratisierung“, „Dekommodifizierung“ und „Dekarbonisierung“ der Arbeit, argumentieren die Initiator*innen dafür: 1. den Betriebsräten in Unternehmen die gleichen Stimmrechte wie den Aufsichtsräten einzuräumen, 2. Arbeit nicht ausschließlich als Ware und über Marktmechanismen, sondern durch die Schaffung einer Arbeitsplatzgarantie zu organisieren und 3. diese Ziele im Einklang mit einem „Green Deal“ umzusetzen, der den gegenwärtigen ökologischen Herausforderungen Rechnung trägt.
Online-Panel am 5. Oktober, 14.30-16.30h
Am ersten Tag des Global Forums diskutierten Manuela Bojadžijev, Julia Fritzsche und Hans-Christoph Schmidt am Busch die Frage der Demokratisierung der Arbeit.
Auf diesem Panel ging es insbesondere um die Frage, inwieweit die Forderung nach einer Demokratisierung des Arbeitsplatzes und der Unternehmen mit einer weiter gefassten Forderung nach einer Demokratisierung der Wirtschaft verbunden ist und was eine solche Forderung bedeutet.
Das Panel wurde von Lea Prix moderiert.
Online-Panel am 6. Oktober, 14.30-16.30h
Am zweiten Tag des Global Forums diskutierten Lisa Herzog, Oliver Nachtwey und Thomas Seibert die Frage der Dekommodifizierung der Arbeit.
Auf diesem Panel ging es insbesondere um die Frage, inwieweit die Forderung nach einer Dekommodifizierung der Arbeit zum einen mit einer Praxis der Ökonomie einhergeht, die an Bedürfnissen orientiert ist und zum anderen Deliberations- und Entscheidungsfragen ins Spiel bringt, die über nationale Grenzen hinweg verlaufen. Das Panel erörterte diese Fragen insbesondere im Zusammenhang mit dem Phänomen der Lieferketten.
Das Panel wurde von Rahel Jaeggi moderiert.
Online-Panel am 7. Oktober, 14.30-16.30h
Am dritten und letzten Tag des Global Forums diskutierten Dirk Ehnts und Hans-Jürgen Urban die Frage der Dekarbonisierung der Arbeit. Auf diesem Panel wurde insbesondere der Frage nachgegangen, wie eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft sozialverträglich gestaltet werden kann, ohne die ökologische Krise und die soziale Frage gegeneinander auszuspielen.
Das Panel wurde von Christian Schmidt moderiert.
Manuela Bojadžijev ist Professorin für Globalisierte Kulturen an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg und Vize-Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist an zahlreichen Forschungsprojekten rund um die Themen Arbeit, Migration und Digitalisierung beteiligt. Zuletzt erschien von ihr die Monographie „Die windige Internationale: Rassismus und Kämpfe der Migration“. für Globalisierte Kulturen an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg.
Julia Fritzsche ist Rechtwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin. Für ihre Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihr zuletzt erschienenes Buch Tiefrot und Radikal Bunt ist ein Plädoyer für eine neue linke Erzählung, der es um ein Leben und Arbeiten geht, das an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an ihrer Verwertbarkeit orientiert ist.
Lisa Herzog ist Professorin am Zentrum für Philosophie, Politik und Wirtschaft der Universität Groningen und eine der Hauptinitiatorinnen der Initiative #democratizingwork. In ihrem Buch „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf“ plädiert Herzog für eine politische Gestaltung der gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitswelt, die Arbeit als eine wesentliche Quelle der sozialen Integration begreift.
Hans-Christoph Schmidt am Busch ist Professor für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig. Seine Forschungsthemen liegen im Bereich der Politischen, der Sozial- und der Rechtsphilosophie, sowie den philosophischen Grundlagen und der Geschichte der Ökonomik. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschung liegt seit vielen Jahren auf dem Thema der Arbeit und Anerkennung. Zuletzt erschien von ihm die Monographie „Was wollen wir, wenn wir arbeiten? Honneth, Hegel und die Grundlagen der Kritik des Neoliberalismus“.
Oliver Nachtwey ist Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel. Er forscht zum Wandel der Arbeit und der gesellschaftlichen Modernisierung und ihrem Einfluss auf die Sozialstruktur. Für seine Monographie „Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne“ wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm gemeinsam mit Ulrich Brinkmann: „Postdemokratie und Industrial Citizenship. Erosionsprozesse von Demokratie und Mitbestimmung“.
Thomas Seibert ist Philosoph, Autor und Aktivist und seit vielen Jahren für die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international tätig. Neben zahlreichen anderen Publikationen erschien zuletzt von ihm die Monographie „Zur Ökologie der Existenz. Freiheit, Gleichheit, Umwelt“.
Dirk Ehnts ist Staatswissenschaftler, Ökonom und Vertreter der Modern Monetary Theory. Er ist Vorstandssprecher der Pufendorf-Gesellschaft für politische Ökonomie e. V. in Berlin, außerdem Mitglied des Institute for International Political Economy (IPE) Berlin und Co-Autor des Green New Deal for Europe. Zuletzt erschien von ihm die Monographie „Modern Monetary Theory and European Macroeconomics“ und „Geld und Kredit: eine €-päische Perspektive“.
Hans-Jürgen Urban ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG-Metall und als solcher zuständig für die Themen Sozialpolitik sowie Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik, zu denen er auch zahlreich publiziert hat. Zuletzt erschien von ihm die Monographie „Gute Arbeit in der Transformation. Über eine eingreifende Politik im digitalen Kapitalismus“.