“Libertärer Autoritarismus” Buchdiskussion mit Oliver Nachtwey

at Work
20:00 - 22:00
Humboldt-Universität zu Berlin, Seminarraum 2093 Unter den Linden 6, Berlin

+++ Krankheitsbedingt musste die Veranstaltung leider ausfallen. Sollte es einen Ersatztermin geben, werden wir dies hier bekanntgeben. +++

Diskussion mit dem Soziologen Oliver Nachtwey über die Verbindung von Autoritarismus und Liberalität. Ist der autoritäre Liberalismus der altbekannte Libertarismus, der einerseits den Staat ablehnt, aber andererseits an den Grenzen seiner Toleranz auf Gewalt setzt? Was kennzeichnet die neue Form des Autoritarismus? Welche größeren gesellschaftlichen Entwicklungen stecken hinter dem Phänomen?

Topic

Es irritiert, dass regressive Bewegungen wie Querdenken hierzulande oder der Freedom Caucus in den USA sich in einer Weise auf Freiheit berufen, die im Gegensatz zur Forderung nach Meinungsfreiheit für volksverhetzende und diskriminierende Äußerungen nicht oder zumindest nicht nur strategisch motiviert zu sein scheint. Gehört es nicht zum Wesen solcher Bewegungen, autoritäre Ansätze zu unterstützen, Führungsfiguren zu huldigen und so insgesamt für Menschen attraktiv zu sein, denen ein „autoritärer Charakter“ bescheinigt werden muss?

Der Soziologe Oliver Nachtwey hat die Szene im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren intensiv erforscht. Auf der Grundlage vieler Interviews hat er gemeinsam mit Carolin Amlinger das Phänomen des „autoritären Liberalismus“ in seinem Buch Gekränkte Freiheit (Suhrkamp 2022) beschrieben – Typen politischer Positionierungen, die die scheinbar unvereinbaren Gegensätze in sich vereinigen. Über diese Analyse aktueller gesellschaftlicher Strömungen wollen wir mit Oliver Nachtwey diskutieren: Wie überzeugend vermag die Verbindung von Autoritarismus und Liberalität die Selbstbeschreibungen der politischen Akteur:innen zu erklären? Handelt es sich wirklich um eine neue Entwicklung? Ist der autoritäre Liberalismus nicht doch der altbekannte Libertarismus, der einerseits den Staat ablehnt, aber andererseits wie eh und je an den Grenzen seiner Toleranz auf Gewalt setzt? Was würde die neue Form des Autoritarismus als einen solchen kennzeichnen? Und nicht zuletzt: Welche größeren gesellschaftlichen Entwicklungen stecken hinter dem Phänomen?

Gast

Oliver Nachtwey ist Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Wandel der Arbeit und gesellschaftliche Modernisierungsprozesse. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Wandel politischer Repräsentation, Protesten und sozialen Bewegungen. Sein Buch „Die Abstiegsgesellschaft“ (2016) wurde  2017 mit dem von der Friedrich-Ebert-Stiftung vergebenen Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.

“Libertärer Autoritarismus”                       Buchdiskussion mit Oliver Nachtwey