Manuskriptdiskussion mit Isette Schuhmacher und den Komentator*innen Lea Prix, Ulf Bohmann, Francesca Raimondi und Daniel Kersting
Anmeldung bis zum 7.04.2025 (23:00 Uhr) über das Formular unten
Topic
Krisenbegriff und Krisenphänomene haben bereits seit annähernd zwei Jahrzehnten anhaltende Aktualität. Krisen sind gefühlt überall zu beobachten – mitunter gewinnt man sogar den Eindruck, als wären wir längst in einer Krisenrealität als dem neuen Normal angekommen. Und tatsächlich mehren sich die Einschätzungen nicht nur in der Öffentlichkeit und den Medien, sondern auch vonseiten der Wissenschaft, dass Krisen in Zukunft zu einem Dauerbegleiter unserer Lebensweise geraten könnten. Gegenwärtige Gesellschaften scheinen immer mehr unter ihren Krisen zu ächzen und an die Grenzen ihrer Lösbarkeit zu geraten; andauernde Krisen laufen damit Gefahr, zu persistenten Krisen zu mutieren
Für die theoretische Auseinandersetzung mit dem Krisenbegriff bietet sich dabei eine ambivalent anmutende Ausgangslage dar. Einerseits findet sich eine Fülle an Material und konkreten Phänomenen, die ihrerseits den Begriff ‚Krise‘ nahelegen. Auf der anderen Seite besteht ein Bedarf auf der begrifflich-konzeptionellen Ebene. Charakteristisch für den Krisenbegriff ist nahezu universell auf unzählige Phänomene und verschiedene Bereiche (auf der Mikro-, Meso-, Makroebene) anwendbar zu sein. Ihm ist damit eine Varianz, Viel- und Uneindeutigkeit eingeschrieben, die erklärt, warum oft nicht klar ist, was unter einer Krise zu verstehen und mit dem Terminus genau gemeint ist. Vor diesem Hintergrund unternimmt die Arbeit eine grundbegriffliche Untersuchung und fragt, wie ein brauchbares Krisenkonzept aussehen kann, um damit bestimmte (objektive) Probleme und gesellschaftliche Entwicklungen sozialer Gebilde zu fassen. Krise soll dabei als eine sozialphilosophische Analysekategorie in Anschlag gebracht und auf ihre zentralen Hintergrundannahmen hin befragt werden. Zu diesem Zweck werden in drei Kapiteln die folgenden drei Fragekomplexe beantwortet: 1. Was sind Gesellschaftskrisen und wie lassen sie sich von anderen verwandten Begriffen und Phänomenen abgrenzen? 2. Worin besteht die Subjektivität und Objektivität von Krisen – und sofern hier von Objektivität die Rede ist, was und wer entschiedet über die Existenz einer Krise? 3. Was meint es, dass Gesellschaftskrisen ein normatives Scheitern und Nicht-Funktionieren sozialer Gebilde darstellen? Was ist der Maßstab für die Beurteilung einer solchen normativen Dysfunktion?
Isette Schuhmacher
Isette Schuhmacher ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Interessen liegen im Bereich der Sozialphilosophie, Politische Philosophie, Sozialontologie und -theorie, Kritischen Theorie und Geschichtsphilosophie. Bei dem Manuskript handelt es sich um ihre Dissertationsschrift.