Die Diskussion um das Erstarken der neuen Rechten ist von einer starken Polarisierung gekennzeichnet: Die eine Seite erhebt den Vorwurf, dass die Vernachlässigung der sozialen Frage innerhalb des Diskurses der Identitätspolitik mitverantwortlich für Entstehung und Erfolg des Rechtspopulismus ist; die andere Seite verteidigt die Berechtigung der politischen Errungenschaften und theoretischen Einsichten, die im Zuge der jüngsten Emanzipationskämpfe gesellschaftlicher Minderheiten gewonnen wurden. Während die einen eine Rückkehr zur alten Klassenfrage fordern, halten die anderen diese Forderung für theoretisch unterkomplex und politisch fragwürdig.
In der Diskussion mit den Soziologinnen Cornelia Koppetsch und Silke van Dyk sind wir der Frage nachgegangen, ob und inwiefern der Begriff der Klasse für die soziologische Analyse und die politische Auseinandersetzung mit der Neuen Rechten hilfreich ist. Kann der Aufstieg der neuen Rechten plausibel als Resultat eines „symbolischen Klassenkampfes“ der vom gesellschaftlichen Abstieg bedrohten Mittelschicht erklärt werden (vgl. Koppetsch 2017)? Muss eine „emanzipatorische und zeitgemäße Politik“ nicht von einer Analyse der „tatsächlichen Klassenverhältnisse“ (vgl. Dowling/van Dyk/Graefe 2017) ausgehen? Diese und ähnliche Fragen wurden adressiert und, unter der Moderation von Rahel Jaeggi, mit Cornelia Koppetsch und Silke van Dyk diskutiert.
Unter den folgenden Links finden sich Artikel von Cornelia Koppetsch und Silke van Dyk zu diesem Thema:
Koppetsch: Aufstand der Etablierten?
Koppetsch: Ich Globus, du Dorf
van Dyk (et.al.): Rückkehr des Hauptwiderspruchs?
Hier findet sich außerdem eine Audiodatei des Vortrags von Silke van Dyk über die „Versuchung des Autoritären“.