Oliver Nachtwey hat im Rahmen der Reihe „Critical Theory in Context“ des Lehrstuhls für Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität unter anderem mit Regina Kreide und Micha Brumlik und vielen anderen Interessierten sein jüngst erschienenes Buch „Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der Regressiven Moderne“ in der Vierten Welt am Kottbusser Tor diskutiert. Hier finden Sie einen Artikel über diese Veranstaltung, der im Freitag erschienen ist.
„Die Moderne entwickelt sich weiter, aber gleichzeitig zurück.“ Wir befinden uns in Zeiten eines fundamentalen Wandels westlicher kapitalistischer Gesellschaften: Die ‚soziale Moderne‘, die für sozialen Aufstieg und Integration stand, ist vergangen und an ihre Stelle eine Gesellschaft des sozialen Abstiegs, der Prekarität, verschärfter Krisen und Konflikte getreten.
Oliver Nachtwey entwickelt in seinem jüngst erschienenen Buch diese These einer regressiven Modernisierung von Errungenschaften der sozialen Moderne. Dabei zeichnet er die Erosionsprozesse auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen eindrücklich nach und beschreibt, wie mit „Sozialstaat, Normalarbeitsverhältnis, und sozialem Aufstieg“ auch das demokratische Gemeinwesen mit seinem Versprechen auf soziale Teilhabe und Integration in seiner „Geltung ausgehöhlt“ werde. All dies mag uns nicht neu erscheinen. Auf bemerkenswerte Weise allerdings schildert Nachtwey eine Krise moderner Gesellschaften in ihrer Breite, ihren Auswirkungen auf das Entstehen neuer Protestbewegungen – dem ‚neuen Aufbegehren‘ – und reaktualisiert dabei ein Vokabular der frühen Kritischen Theorie, die ihrerseits ‚kapitalistische` Entwicklungen auf die ihnen eingeschriebenen regressiven Tendenzen hin befragt hat.